Not a girl, Not yet a woman

Josefine Schulz
Not a girl, Not yet a woman

I’m not a girl

Not yet a woman

All I need is time

A moment that is mine

While I’m in betweenl“

Vernissage: 19. Mai 2023 ab 19 Uhr

Ausstellung: 20. Mai bis 8. Juni 2023

Öffnungszeiten: Donnerstag & Samstag 17 – 20 Uhr

Finissage: 08. Juni 15 – 18 Uhr

Josefine Schulz beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit den Lebensrealitäten ihrer Generation und den popkulturellen Einflüssen auf diese. In großformatigen Malereien, Keramiken und raumgreifenden Arrangements stellt Schulz Personen, Tiere, Interieurs und Landschaften dar, und gewährt dadurch Einblicke in die Verletzlichkeit der Sehnsüchte und Träume sozialer Gruppierungen in Zeiten des Wandels.

Not a girl, not yet a woman

„Not a girl, not yet a woman“ – dieser Titel bezieht sich auf einen Song von Britney Spears aus dem Jahr 2001. „I used to think. I had the answers to everything. But…“, lauten die ersten Zeilen, und wenn man sich die Figuren auf den Malereien und Pastellen von Josefine Schulz so ansieht, könnte man meinen, sie stammten von ihnen. Manche Blicke sind leicht gesenkt, andere gehen ins Leere oder starren auf eine Weise hoffnungsvoll vor sich hin, dass man bereits ahnt, wie schnell sich dieses Gefühl wieder zerschlagen könnte.

Natürlich ist das Zitat von Schulz kein Zufall: Ein Jahr später wurde der Song zum Soundtrack des Films „Not a Girl (Crossroads)“ über einen Roadtrip von drei Freundinnen und deren Versuch, irgendwie emotional, sexuell und körperlich erwachsen zu werden. Es geht um ihre allmähliche Selbstbehauptung vor den Eltern, um Freundinnenschaft und die erste Liebe. „Not a Girl“ ist einer dieser Filme, in dem das Teenagersein als Höhepunkt des Lebens zelebriert wurde. Als jene Zeit voller ‚Un-s‘ – Unsicherheit, Ungewissheit, Unverfälschtheit, Unsinnigkeit, Unvernünftigkeit – noch eng mit dem euphorischen Gefühl von Aufbruch verbunden war.

Josefine Schulz erinnert mit ihrer Referenz an diese unpolitisch hedonistische Y2K-Ära, die sorglose, blinkende und fröhliche Jahrtausendwende, in der sich eine regelrechte Tween-Girlkultur ausgebildet hatte, deren berühmteste Vertreterinnen – darunter Britney Spears, aber auch Cristina Aguilera, Miley Cyrus aka Hanna Montana und andere aus dem Hause Disney – zu Ikonen für unzählige Teenager wurden. Das schier unerschöpfliche Thema rund um die „Tweens“ war eben jenes In-Between-Sein: kein Kind mehr, aber auch noch nicht erwachsen; kein Mädchen mehr, aber auch noch keine Frau.

Daran knüpft Schulz nicht nur mit dem Titel, sondern auch ikonographisch an: Ihre großformatigen Malereien, auf denen einzelne Menschen wie nebeneinander aufgestellt aussehen und doch am Ende das Ensemble einer Gruppe ergeben, erinnern an die unzähligen Cover-Bilder von High-School-Serien wie „Beverly Hills, 90210“, „The O.C.“ oder „Gossip Girl“. Was sie übernimmt, ist deren typische Komposition, die ausstrahlt, dass sich deren Protagonisten einerseits als Individuen behaupten wollen, andererseits aber auch interagieren und nach Gemeinschaftlichkeit suchen. Allerdings bricht Schulz mit der Coolness ihrer Vorlagen und erlaubt ihren Figuren bei allem Selbstbewusstsein eine Ungelenkheit und Verletzlichkeit, wie man sie eher von den Teenagerportraits Rineke Dijkstras kennt.

Und die Malerei der drei Frauen hinter der Windschutzscheibe eines Caprios? Sie geht auf einen Filmstill aus „Not a Girl“ zurück. Doch übernimmt Josefine Schulz Motive nicht so eindeutig, wie man das aus der Pop Art kennt. Vielmehr sind ihre Bilder schnell und flach gemalt. Mit einer teilweise frechen und trotzigen Pinselführung konterkariert sie die Sentimentalität ihrer Motive und stellt deren Bedeutung sogleich wieder in Frage. Dadurch gelingt es ihr aber, das Tween-Sein zum Grundzustand des Lebens zu erklären. Und sind wir heutzutage nicht tatsächlich immer, ein Leben lang, dazwischen? Doch so schön sich dieser Gedanke im ersten Moment auch anhören mag: eigentlich ist er desillusionierend. In der Konsequenz bedeutet er, dass die Verheißungen aus der Tween-Teen-Zeit Verheißungen bleiben.

Damit beschreibt Schulz ein kollektives Gefühl ihrer Generation, den sogenannten Millennials. Sie sind zwar im Geist der genannten Serien und Filme und damit in dem Glauben aufgewachsen, alles erreichen zu können, was sie sich wünschen, wenn sie nur genügend Bildung erfahren und hart daran arbeiten, müssen jedoch mittlerweile ernüchtert feststellen, dass dafür gar nicht die nötigen Voraussetzungen gegeben sind. Dass die Zeit der Sorglosigkeit und die Zeit des ‚Ankommens‘ (in einem Job, dem Familienlebens etc.) vorbei ist. Die Suchbewegungen bleiben aber, wozu die Technik der Pastellzeichnung passt. Durch das Verwischen der Farben kann die Zeichnung immer wieder überarbeitet werden, und die Empfindlichkeit der Pigmente macht es beinahe unmöglich, sie komplett zu fixieren. Die Farben können dann nach einiger Zeit verblassen oder neue Formen annehmen.

(Annekathrin Kohout)

Fotos: Lillibeth Koronovski

Josefine Schulz
Not a girl, Not yet a woman

I’m not a girl

Not yet a woman

All I need is time

A moment that is mine

While I’m in betweenl“

Opening: 19. May 2023 starts 7 p.m.

Exhibition: 20. May – 8. June 2023

Closing: 08. June 3 – 6 p.m.

Josefine Schulz’s work explores the realities of her generation’s lives and the pop cultural influences on them. In large-scale paintings, ceramics, and expansive arrangements, Schulz depicts people, animals, interiors, and landscapes, thereby providing insights into the vulnerability of the longings and dreams of social groupings in times of change.

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