Vernissage 21.04. – 19:00 Uhr
Ausstellung: 21.04.2017 bis 05.05.2017
Öffnungszeiten: 25./26./27.04. 18:00 – 20:00 Uhr
Finissage: 05.05.2017 ab 19:00 Uhr
Modefotografie ist meist ein in Szene gesetztes Modell, das in heroischen Posen, wie von einem imaginären Thron herab, lasziv von einer Plakatwand auf Passanten herunterblickt und mit einer zur Schau gestellten, scheinbar ironischen Verspieltheit oder einem stählernen in die Ferne schweifenden Blick sein Heilsversprechen von einem optimierten Selbst in die Welt hinausposaunt. Zu einem herbeigesehnten Ideal verklärt, verheißt es das Besondere, zu dem man sich erhebt, sobald man das sie umhüllende Produkt in sein Leben lässt. Das, was da die Fantasie
wecken soll, ist hier durch seine unverhohlene Eindeutigkeit zur aufdringlichen Maske, zum unbescheidenen Selbstzweck geworden.
Kay Ruhe, hat sich gelangweilt von dieser effekthaschenden Bildgestaltung abgewandt und sich vorgenommen, die in seinen Bildern Portraitierten nicht nur als „Vertreter einer Generation“ , als „leader of the gang“ oder als „verruchten Vamp“ zu zeigen. Diese Klischees, die den Betrachter täglich im urbanen, wie im digitalen Werbedickicht anspringen, umschifft er in seiner Arbeit geschickt, nicht ohne dabei Seitenhiebe durch Anspielungen zu verteilen und uns auf falsche Fährten zu schicken. Er setzt er auf den zweiten Blick und konterkariert bewusst Erwartungshaltungen, die er vorher willentlich kreiert hat.
Interaktion …
Er bietet seinen Modellen durch seine unaufdringliche, zurückgenommene Art und dem ihm eigenen feinen Humor einen geschützten Raum, der es ihnen ermöglicht, uns einen flüchtigen Einblick in ihr Wesen zu geben. Dabei entsteht im Spannungsfeld von Körper und Blick eine Vielschichtigkeit, die beim Betrachter Neugier weckt und zugleich respektvolle Distanz wahrt. Man sieht Frauen, die uns stolz, souverän, anmutig, kühn oder herausfordernd entgegentreten und dabei gleichzeitig Zweifel, Melancholie oder Verletzlichkeit ausstrahlen. Sie sind nicht greifbar geworden – und das ist vielleicht das schönste Geschenk, das ein Fotograf seinen Musen machen kann.
Am 21.4. findet im“Raum für drastische Maßnahmen“ die Vernissage der Retrospektive von Kay Ruhe statt, bei der man eine Auswahl von Portrait-arbeiten, die er innerhalb der letzten 5 Jahre gefertigt hat, besichtigen kann. Sie ist eine Hommage an die Frau: den sanften Krieger – das starke Geschlecht – die Weißheit – das Gefühl – den Schmerz – die Urkraft.
A.W.
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