CHRISTOPH BALKOW – SIEG ÜBER DIE SONNE

Eine Vorstellung über die Zukunft von gestern.                                                                          15. – 30. September 2012 // Vernissage: Samstag, 15. September, 19h.

Sieg über die Sonne

„Das einzige, was ein Kunstwerk kann, ist Sehnsucht wecken nach einem anderen Zustand der Welt – und diese Sehnsucht ist revolutionär.“ (Heiner Müller)

Die revolutionären Vorstellungen in Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind radikal. Vom Nullpunkt aus soll die Menschheit neu beginnen. Es geht aber auch um biopolitische Projekte, wie die Auferweckung der Toten, die Verjüngung der Lebenden und die Besiedlung des Universums. Im Jahr 1913 setzte sich die russische Avantgarde um Malewitsch, Krutschonych und Chlebnikow zusammen und kreierte eine Oper in zwei Akten, ihr Name: “Sieg über die Sonne“. Das erklärte Ziel lautete, die Sonne durch eine neue, radikale Poesie/Darstellung davon zu überzeugen, tatsächlich abzutreten und die Menschheit ihrem eigenen (künstlichen) Licht zu überlassen, denn als Künstler empfanden sie es als beleidigend, dass die Sonne ihnen diktierte, was sie sahen. –- Diese Metapher bildete den Ausgangspunkt der Arbeit, letztlich handelt es sich dabei um eine Sammlung von Theaterfotografien einer angeblichen Reinszenierung, die es so jedoch nie gegeben hat.

„Sieg über die Sonne“, (eine Vorstellung über die Zukunft von gestern) stellt den Versuch dar, ein fotografisches Modell des frühen zwanzigsten Jahrhunderts – der Epoche der unvollendeten Moderne – zu entwickeln, um das, was gedacht, was geschehen ist und was hätte geschehen können in diesem sehr speziellen Moment der Geschichte, nochmals auf einer bildlichen Ebene zu verschränken. Welche Vorstellungen hat der Einbruch der Abstraktion in den Menschen evoziert?

Diese Arbeit greift dabei auf Darstellungsstrategien des Theaters und des Museums zurück. Es werden Bilder der Kunstgeschichte (Malewitschs “schwarzes Quadrat“, Edward Hoppers “Sun in an empty room“…) zitiert und Gedankengänge der Avantgarde wieder aufgegriffen. Alle Bilder entstanden mit einer 4×5“ Kamera, ausdrücklich ohne den Einsatz von natürlichem Licht.

Z: „Ich höre dich mit meinen Augen.“

K: „Ich wollte hören, auch ohne zu verstehen, aus Liebe, dann war für mich gleich was es bedeutete.“

Z: „Manchmal hören wir Dinge, weil man nicht alles sehen kann.“

Bilder

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